Dramen um Namen

Veröffentlicht von leitmedium am

»Und … Hyazinth?« Ich schrecke auf. Hat sie gerade mit mir gesprochen? War das ein Wort? »Was?«, frage ich. »Hyazinth – wie gefällt Dir Hyazinth?« Wovon spricht sie nur? Ich war gerade so in Gedanken vertieft, dass ich alles um mich vergessen habe. »Was ist ein Hyazinth?«, hake ich nach. »Na ein Name! Ein Vorname!« Oh, das Thema. Jetzt bemerke ich erst das Vornamensbuch, das sie in ihren Händen hält und mit einem Stift und Klebezetteln Notizen drin macht.

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»Hyazinth als Vorname? Ich weiß nicht. Das klingt wie eine Blumensorte.« werfe ich ein. »Nein nein, das ist ein ganz toller Name. Warte, hier steht es. Also das ist aus der griechischen Mythologie … und naja: Da war der Gott Apoll, der aus Versehen seinen Günstling Hyazinth tötete und aus seinem Blut ist dann die Hyazinthe entstanden … hmm.« Wir schweigen beide leicht betroffen.

Ich war auch bereits mit einem Namen gescheitert: »Mercedes«. Eine Automarke, wer wolle denn wie eine Automarke heißen? Dabei ist es so ein schöner Name, wenn man ihn weich ausspricht, denke ich. Mercedes. Ich kenne sogar eine Mercedes. Wenn man eine Person kennt, die so heißt, gilt der Name schon nicht mehr als exotisch, oder?

»Seraphin!« Ich zucke zusammen. »Sera…was?« War das ein Namensvorschlag? »Na Seraphin. Das sind die Engel am Throne Gottes.« Ich frage mich, ob ich etwas verpasst habe, weil alle Namen so pathetisch religiös sind. »Ich weiß nicht. Seraphin klingt ein wenig … übertrieben. Findest Du nicht?« Ob sie, wenn sie nicht schwanger wäre, den Namen auch schön fände? »Aber Seraphin ist so wundervoll!« entgegnet sie. Ich überlege, ob ich erzähle, dass die Engel in »Supernatural« wirklich alles andere als gut abschneiden, aber ich glaube, TV-Serien sind unzulässige Argumentationshilfen. Ich werde einfach versuchen, den Namen auszusitzen. »Ja … Hmm …« Es erfolgt keine weitere Reaktion. Vorerst gerettet.

Mir fällt ein, dass »naming things« als eine der beiden schwierigsten Aufgaben in der Informatik gilt. Immerhin gibt es lustige Namenslisten wie zum Beispiel »Psychotic Computers«. Damit verbindet mich nicht nur Marvin. Ich nehme an, Hal9000 und GLaDOS sollte ich nicht als Namensvorschläge einbringen. Würde wohl eh bei der Eintragung scheitern. Wäre das eigentlich in den USA möglich?

»Und Lilian?« Oh, es geht weiter. »Lilian? Das ist ja wieder so blumig« antworte ich. »Ja, schön, oder?« Ich schlage nach, was der Name bedeutet: »Geschlechtsneutraler Vorname. Herkunft: Der weibliche Vorname Lilian stammt aus dem Englischen und ist eine Lallform von Elisabeth.«. Es ist eine was? Eine LALLFORM? »Ich möchte nicht, dass unser Kind eine Lallform als Namen hat. Das klingt ja, als hätte eine Betrunkener den Namen ausgesprochen.« Sie sieht mich verständnislos an.

Wir vertagen das Thema.

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p.s.: Nur, damit niemand verwirrt ist: Obige Szene entstammt der letzten Schwangerschaft – als wir noch nicht wussten, ob es ein Junge oder Mädchen wird. Die neuen Verhandlungen werden gerade aufgenommen. Ich spekuliere schon auf den Einsatz von Technik.

Kategorien: Allgemein

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Parteiloser Postprivatier.

6 Kommentare

Sari · 20. August 2015 um 9:19

Wir befinden uns seit Wochen in diesem Thema, wenn nicht gar Monate. Inzwischen wissen wir ja, dass es ein Junge wird, das macht die Sache aber nicht einen Deut einfacher…

Ich kenne übrigens eine Seraphine 😉

Da Na · 20. August 2015 um 9:43

Ja, Technik ist gut. Wir haben eine gesharte Wunderlist benutzt, wo beide Namen draufschreiben, favorisieren & streichen konnte.
Lilian finde ich übrigens ganz schön ; )

Antje · 24. August 2015 um 15:53

Aufgeheitert und selbst zurückversetzt! Es ist was klassisches + ungelallter Ohrwurm geworden! 😉

p.s. hast du auch männliche Leser 😕

    ccm · 24. August 2015 um 16:40

    Natürlich lesen nicht nur Frauen dieses Blog. 🙂

      Marty · 25. August 2015 um 10:28

      Zustimmendes nicken…
      (Sowohl bei den männlichen Lesern als auch der Namensproblematik)

Die ersten drei Monate | Geborgen Wachsen · 1. September 2015 um 7:52

[…] mich mit der Frage, ob es diesmal wohl ein Junge oder ein Mädchen werden würde. Wieder diese Namensfrage, die irgendwann im Raum stehen würde. Und ich ertappte mich, wie ich beim Einkaufen für die […]

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