Die Angst vorm Zahnbürsten-Kauf

Veröffentlicht von leitmedium am

An irgendwas wollte ich doch noch denken… Milch? Obst? Ah! Zahnbürsten. Oh, Gott: ZAHNBÜRSTEN! Vor kaum etwas scheue ich mich mehr, als vor dem Kauf von Zahnbürsten. Eigentlich brauche ja nur ich eine, aber es wirkt unsozial, bei vier bis fünf Personen im Haushalt nur sich eine Zahnbürste mitzubringen. Es muss also eine Hand voll Zahnbürsten gekauft werden. Und das ist eine diplomatische Herausforderung.

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Wenige Minuten später stehe ich vor dem Zahnbürsten-Regal bei dm. Ist eigentlich mal jemandem aufgefallen, wie absurd viele verschiedene Zahnbürsten es gibt? Dutzende. Das Regal ist mindestens zwei Meter breit. Bürsten in allen Farben, kurze Borsten, lange Borsten und ausgefranste Borsten, die als besondere Putz-High-Tech drei Mal so teuer verkauft werden. Und nicht zu vergessen: die Härtegrade. Die @fraumierau besteht auf weich. Ich finde weich blöd. Eigentlich kaufe ich ihr jedes Mal eine weiche Zahnbürste und sie beschwert sich beim ersten Putzen, wie unglaublich hart sie doch sei. Das ist ein wichtiges und Ehe-festigendes Ritual. Mir kaufe ich auch eine weiche, weil der Zahnarzt stundenlang über zu harte Zahnbürsten referiert. Die seien böse und Zähneputzen fällt eh nicht unter Quality Time. Muss ich meinen inneren Punk eben woanders rauslassen

Ich greife für uns Eltern zwei weiche Zahnbürsten raus, die nicht zu billig aussehen, es aber sind und denke noch drüber nach, ob ich jetzt so feministisch sein muss, mir die rosa-farbene zu holen. Aber dann wäre @fraumierau neidisch und dann bringt das ja auch nichts mit dem Feminismus. Also nehme ich mir die grüne, die ist immerhin nicht blau.

Ich gehe einen Schritt weiter zum Kinderregal und beginne instantan zu transpirieren. Beim Kauf von Kinderzahnbürsten für mehrere Kinder kann man eigentlich nur alles falsch machen. Mit einem Kind lief es noch so: »Hier, eine Zahnbürste mit Tier drauf!« und das Kind war glücklich. Jetzt, mit zwei Kindern, kauft man nicht mehr zwei Zahnbürsten, sondern zwei konkurrierende Objekte. Das wird dadurch erschwert, dass die Kinder unterschiedliche Bürsten brauchen (Milchzähne vs. erste Erwachsenenzähne) und die Variante »zwei mal die gleiche nur leicht verschieden« wegfällt.

Ich starre auf das Regal und suche die ganz besonderen Exemplare. Mit schnöden Bürsten brauche ich gar nicht erst anzukommen, sonst gibt es Putz-Verweigerung. Zehn Minuten verbringe ich damit, empirisch die Kinderzahnbürsten durchzugehen und mir Anpreisungsstrategien zu überlegen. »Hier, hast Du eine mit rosa Katzenkopf… und Du eine mit Prinzessin dran!«. Das gibt Krieg. Ich schiele auf die Uhr und merke, dass ich länger in der Drogerie stehe, als ich sollte. Der schwarz gekleidete Securitymann sieht mich schon misstrauisch an.

Ich stelle wieder fest: Ich kann es einfach nicht. Ich kann diese kriegsentscheidende Aufgabe nicht lösen. Ich nehme nur zwei Erwachsenenzahnbürsten und situationsgeboten ein Deo und fahre mit leicht schlechtem Gewissen heim. »Liebste, ich habe uns beiden Zahnbürsten mitgebracht! Du brauchtest doch bestimmt auch eine!« bewerbe ich gönnerhaft. »Hast Du für die Kinder auch welche« fragte sie. Verdammt. »Äh… Nein… Für die Kinder gab es leider wirklich keine guten. Ziemlich schmales Angebot diesmal. Kannst Du Dich drum kümmern?« Ich kriege einen dieser kurzen Blicke mit hochgezogener Augenbraue, erstarre kurz in gespielter Demut und bin dann froh: Diese Woche ist für mich gerettet.

Und als nächstes erkläre ich dem ältesten Kind, dass es jetzt schon so groß ist, dass es die Zahnbürsten für die Familie kaufen darf. Vielleicht wird es ja dann besser.

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Kategorien: Allgemein

leitmedium

Parteiloser Postprivatier.

2 Kommentare

Antje · 15. Oktober 2015 um 10:30

Ein Foto der bunten Plastikproduktwelt :p
Insgeheim weißt du doch das die ganzen Unterschiede nur zur Absatzsteigerung generiert werden, oder?
Probiert doch mal eine Familienpackung Holz- oder Bambuszahnbürsten! Ja nach Hersteller ist die einzige Unterscheidung die Grifffarbe oder die Bürstenkopfgröße (was sinnvoller ist). Wir haben gute Erfahrungen damit & die „Zahnputzlaune“ hängt sowieso nicht von Farben und Motiven ab.

5 Tipps, wie ihr Tränen beim Zähne putzen vermeidet | achtsam miteinander · 15. März 2016 um 21:24

[…] Fingerling, Lernzahnbürste, elektrische Bürste oder doch lieber analog? (Herr Leitmedium bloggte einmal darüber, sehr zu empfehlen, wenn ihr herzlich lachen wollt!) Und wann ist denn wohl der erste Besuch beim […]

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