12 von 12 im Oktober 2016

Veröffentlicht von leitmedium am

Hui, schon wieder 12., also Zeit für 12 von 12. Dabei war es heute besonders… besonders. Wie das Leben nun eben Geschichten schreibt. Die Sicht von @fraumierau gibt es hier.

0. Rückblick

Um den folgenden Tag besser zu verstehen, muss ich einen Tag vorher beginnen. Es begab sich: Der leitmedium (ich) hatte sich den Rücken verzogen und litt tagsüber vor sich hin. Das kann er vortrefflich. Schmerzen beim Stehen, Gehen, Sitzen, Denken. Alles doof. Passiert ein, zwei Mal im Jahr und oft gibt es einen klaren Grund. Diesmal: neue Schuhe, die euphorisch am Wochenende gekauft wurden. Mit einem Wärmepflaster auf dem Rücken und Schmerztabletten im Blut beschloss ich schon am frühen Nachmittag, das Büro zu verlassen und nach Hause zu fahren. Es war noch hell und ich dachte (Moment, ich habe gerade von der dritten in die erste Person gewechselt, welch Frevel) so bei mir: „Jetzt wird doch alles gut“. So sitze ich nichts ahnend in der Straßenbahn und tippe ein wenig auf dem Telefon rum, als es klingelt. @fraumierau ist dran. Ich denke noch „Ah, bestimmt soll ich nicht etwas zum Abendessen mitbringen“, aber nein: „Wir müssen sofort ins Krankenhaus. Baby hat etwas in der Luftröhre“. Oh nein. OH NEIN. Mein Rücken zieht sich noch mehr zusammen. Baby in Gefahr!

(Zeitsprung. In der Zwischenzeit übernachtet @fraumierau mit Baby im Krankenhaus)

1. Hausaufgabenheft für Faule

Nachdem ich mich morgens irgendwann aus dem Bett gekugelt habe (so mit Rückenschmerzen überlegt man sich eigentlich nur, wie man am wenigstens schmerzarm liegt), tappt auch die Tochter aus dem Schlafzimmer und hat das Verlangen, mir all ihre Schulsachen zu zeigen. Schön. Endlich lerne ich, was ein „Hausaufgabenheft für Faule“ ist und frage mich, warum wir früher eigentlich jede Woche einzeln eintragen mussten, wenn es doch so einfach ist, das nur einmal tun zu müssen. Im Tausch kann ich erklären, wofür ein Löschblatt gut ist. Mir fällt wieder auf, dass ich diese Füllfederhalter-Sache in der Schule wirklich für sehr antiquiert halte, auch wenn es die Meinung gibt, er schreibe sich nun mal so gut. Aber ich mag ja alte Dinge. Wie zum Beispiel alte Computer. Die gibt es ja auch an der Schule.

 

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2. Schulessen

Unser Schulkind hat letztens entschieden, kein Schulessen mehr zu wollen. Finde ich gut, ich hatte in 13 Jahren Schule auch nie Schulessen. Dafür heißt es jetzt noch morgens, nicht nur Frühstück und ein Schulbrot vorzubereiten, sondern auch noch ein portables Mittagessen. Uff. Für heute habe ich mir eine Tortilla ausgedacht. Auf ausdrücklichen Wunsch hin mit Mozzarella und Tomate. Kommt übrigens nicht gut an in der Retrospektive – es sei zu matschig. Nun gut, war einen Versuch wert. Im Netz erhalte ich den Hinweis, es zum Mittag nicht mit losem Müsli zu versuchen. Wäre ich ja nicht drauf gekommen 🙂

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3. Pause

Nachdem ich die Tochter in die Schule gefahren habe, bringe ich den Sohn in seine neue Kita. Wir haben längere Zeit suchen und probieren müssen, bis wir einen Kindergarten gefunden haben, der zu ihm passt. Mit etwas Glück bekamen wir einen Platz in der Kita, in die auch sein bester Freund geht. Da heute etwas Ausnahmezustand ist, haben die ebenfalls sehr (sehr) befreundeten Eltern ihren Sohn auch schon früh gebracht, damit es trotz etwas chaotischem Tag sich schon wohlig anfühlt. Tut es – und ich hole mir noch schnell den ersten Kaffee des Tages. Ausnahmsweise im Pappbecher, was ich nicht mag, aber die Zeit drängt.

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4. Schnell ins Krankenhaus

Ich eile ins Krankenhaus, denn nun entscheidet sich, ob beim Baby eine Endoskopie unter Narkose gemacht werden muss. Ein Albtraum. Natürlich parke ich genau vor einem Schild, das auf zynisch-sachliche Krankenhausweise die Ängste zusammenfasst, die man dann eben aussteht.

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5. Der leuchtende Zeh

Im Krankenhaus finde ich eine erschöpfte @fraumierau und ein verkabeltes Baby im Tragetuch vor. Der Zeh leuchtet rot, was fast ein bisschen cool aussieht. Das Baby ist unruhig, seit Stunden durfte es nicht gestillt werden. Es ist wieder eine dieser Krankenhaussituationen, in der man sich wünscht, dass einfach mal jemand reinkommt und eine Ansage macht im Sinne von „Die Visite ist in 30 Minuten bei Ihnen“ oder wenigstens „es kann noch etwas dauern“. Statt dessen schleichen ab und zu Menschen in den Raum, um irgendwas in Schränke zu tun oder rauszunehmen. Aber ich will nicht wirklich klagen – das Krankenhaus gehört zu den besseren, der Sohn wurde hier unter leicht turbulenten Umständen geboren und wir sind dankbar, dass man in Notfällen so einfach um Hilfe suchen kann.

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6. Entwarnung!

Nach langem Warten (und die Rückenschmerzen aushalten) dann endlich Entwarnung: Da Baby sich perfekt abhören lässt, die Nacht gut verlief, ist man sich sicher: Wir können heim. Also nur noch die übliche Stunde warten, bis alle Unterlagen fertig sind. Während dessen wundere ich mich über die leicht unbeholfen wirkenden Broschüren, die im Zimmer rumliegen – mit Glossar-Einträge Getränke/Kühlschrank/Schmerz.

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7. O-M-A

Es ist noch etwas Zeit, also gönnen wir uns eine kurze Pause. Immerhin haben wir gerade das Krankenhaus überstanden. Ich bestelle einen Kakao, @fraumierau „eine kleine O-M-A“. Ich habe ein wenig gebraucht, um die Abkürzung zu verstehen.

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8. Alle müssen arbeiten

Wir holen den Sohn aus dem Kindergarten ab und gehen Mittag essen. Im Restaurant gibt es eine ziemlich tolle Spielecke und die Liebe ist groß für den kaputten Spielcomputer. „PAPA, ICH MUSS JETZT ARBEITEN“. Ich sehe mir selbst in Miniaturform zu und muss ein wenig lächeln.

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9. Der Schrank

Wir überlegen ja seit einiger Zeit, ob wir für unser Landhaus ein paar Möbel selbst aus Euro-Paletten bauen. Dieser kleine Schrank hier sieht schon toll aus, oder? Als Industriespion erstelle ich dieses geheime Nachbaufoto zur Wiedervorlage.

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10. Der geheime Taster

Während eines kurzen Spazierganges bemerke ich mal wieder, wie jemand sehr hektisch bei einer roten Fußgängerampel auf den Schalter auf der Unterseite des gelben Kästchens für Sehbehinderte drückt. Macht das nun grün oder nicht, frage ich mich. Eine Suche im Web ergibt verschiedene Hinweise: In einem Artikel lese ich eher „ja“, in einem anderen, dass es spezielle akustische Signale für den nächsten Übergang aktiviert – was absolut Sinn macht. Auch lese ich, dass der Taster ein wichtiger Pfeil ist, der zeigt, in welche Richtung man laufen muss und dass es schon zu Manipulationen kam, wo die Pfeile verdreht wurden. Wie schlimm können Menschen eigentlich sein?

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11. Heizsaison

Wieder zu Hause stelle ich fest, dass es wirklich frisch in der Wohnung ist. Das ist es nun schon länger, aber wir konnten die Heizung noch nicht anmachen, weil der Druck in der Therme zu gering war. Gemeinsam mit @fraumierau befülle ich die Therme. Wie ging das noch? Ach ja: Man muss nur den Schlauch vom Wasserhahn mit dem Adapter an den Knubbel und dann hier drehen und dann da und die Pfanne nicht vergessen, falls was ausläuft… Eine halbe Stunde später verbreitet sich der eigentlich unangenehme Heizungsgeruch in der Wohnung, der heute mal wohlig wirkt – wie ein Kamin.

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12. Meine Seite

Wie spät ist es? Wie spät ist es? Wenn die Kinder diese Frage stellen, geht es eigentlich immer um: Essen. Und meistens um: Vesper. So auch heute und gegen vier gibt es endlich ein Dolce. Irgendwie ist auf meiner Tischseite die Bombe eingeschlagen. Gut, dass niemand sieht, wie es hier aussieht. Ich distanziere mich davon!

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13. Nachwort

Über den Tag wurden die Rückenschmerzen weniger, dem Baby geht es gut, den anderen beiden Kindern auch und überhaupt: Was für ein Tag. Gut geschafft, gut, dass er vorbei ist. Und wenn mich morgen jemand fragt, wie es heute war, kichere ich kurz und sage „ganz ok“.

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Mehr 12 von 12 gibt es hier.

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Parteiloser Postprivatier.

10 Kommentare

Uschi aus Aachen · 12. Oktober 2016 um 22:12

So schön, Dein 12 von 12… Und ich bin jetzt hin und weg von dieser Europaletten-Kommode.

Kati · 13. Oktober 2016 um 15:53

Lieber Herr Mirau,
Puh—-Gott sei dank ist dem Babysohn nix passiert. Obwohl wir uns nicht kennen ist mir kurz das „Herz in die Hose“ gerutscht. Ich wünsche Euch das ihr den Schreck schnell verdaut????

käthe · 13. Oktober 2016 um 20:32

Alles Gute für das Baby und die Erholung vom Schrecken.

Zum Thema Sehbehindertentaster an der Ampel: wenn man den leicht eingedrückt hält, dann vibriert er, wenn die Ampel auf grün springt.
Alles was man je über die verborgenen Features der Ampeln wissen wollte hier:

http://www.absv.de/die-blindenampel

Robert · 13. Oktober 2016 um 22:18

Meiner Information nach, dient der Taster unter der Ampel dazu, für Seh- und Gehbehinderte die Grünphase zu verlängern, damit diese die Kreuzung in „ihrer“ Zeit überqueren können und nicht auf halber Strecke vom Rot erwischt werden. Klingt eigentlich ganz logisch, oder?

Vroni · 16. Oktober 2016 um 19:45

Ich steh aufm Schlauch…was bekommen ich wenn ich „kleine OMA“ bestelle 😀

Ka · 4. Februar 2017 um 0:40

Den Leuchtzeh kenne ich auch! Ich war mit meinem Kind nach epileptischem Anfall über Nacht im Spital und dieser E.T.-Zeh schaffte es tatsächlich, mir ein, für diese Umstände, sehr heimeliges Gefühl zu bescheren (E.T. ist eine meiner großen Kindheitserinnerungen).

12 von 12 im Dezember 2016 - vier plus eins · 12. Dezember 2016 um 21:02

[…] Montag ist, gönne ich mir eine O-M-A (aufmerksame Blog-LeserInnen wissen Bescheid) und weil ich spät dran, gleich noch einen schlechten Cappuccino dazu. Zugleich habe ich ein […]

Über Mädchen oder Jungen, Babyccinos und umgeschubbste OMAs - vier plus eins · 9. April 2018 um 23:19

[…] * Das mit „Der Kleinste hat im Café eine OMA** umgeschubbst!“ musste ich jeder Person, die ich kenne, ungefähr fünf Mal erzählen und fürchte, jetzt final im „geht allen mit Dad-Jokes auf die Nerven“-Alter angekommen zu sein. ** OMA = frisch gepresster Orange-Möhre-Apfel-Saft. Mehr dazu auch hier. […]

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