Drei Eltern ergeben einmal Schulferien. Und: bei den Nachbarn haben wir früher auch geklingelt

Veröffentlicht von leitmedium am

Nachdem der Urlaub vorletzte Woche eher in Gänsefüßchen stand, gab es diese Woche nach nochmal Ferien. Frage mich, wer sich das eigentlich ausgedacht hat mit dem Urlaub bei den Erwachsenen und den Ferien in der Schule. Fünf Wochen Urlaub für die Eltern. Vierzehn Wochen Ferien die Kinder. Na gut, können die Eltern ja ihren Urlaub zeitlich unterschiedlich nehmen. Gibt es dann schon zehn Wochen zusammen. Fehlt eigentlich nur ein drittes Elter, dann passt es. War wahrscheinlich schon immer auf moderne Familienformen ausgelegt.

Jedenfalls laufen wir so durchs Dorf, in dem unser Landhaus steht, hält eines der Kinder inne, zeigt auf ein Haus und sagt: „Können wir hier mal Urlaub machen?!“. Ähm. „Aber wir haben doch ein Haus hier“, antworte ich. „Ja, aber das ist doch kein Urlaub! In den Ferien will ich Urlaub“. Nachtigall, ick hör Dir trapsen. Es folgt ein längeres Gespräch darüber, dass wir doch ein Haus auf dem Land haben und andere da gern Urlaub machen würden. Nur, weil wir oft dahinfahren, ist es doch nicht nicht Urlaub. Doppelte Verneinung kam nicht so gut an.

Die Kinder blieben skeptisch. Dass sie hier zum See gehen können, wir Birnen und Äpfel sammeln, am Wochenende auf Zwergponys geritten wird (OMG OMG OMG!!!111, ich brauche so eins!) – all das steht so im Sternzeichen „normal“. Weil es das öfter gibt. Gar nicht so einfach. Aber dann spielt die Natur mit. Als wir morgens um sechs ins Auto steigen wollen, steht auf der nebligen Straße im schwachen Laternenlicht ein Hirsch. Echt jetzt. Die Kinder sehen mit offenem Mund zu, wie das stolze Tier so vor sich rumhirscht und gemütlich von dannen zieht. „Seht Ihr: Urlaub“, sage ich. 1:0 für die Natur. Vor ein paar Wochen haben wir im Wald wahrscheinlich einen weißen Hirsch gesehen. Die Kinder haben ihn retrospektiv als Einhorn verbucht <3

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Natur war überhaupt so ein Thema diese Woche. Gehen wir so spazieren und mal von der anderen Seite an den See. Die Kinder gummistiefeln gleich so rein und finden tolle große Muscheln. Doch, was ist das? BLUTEGEL? Ich erkläre mich bereit, sie zu entfernen, weil ich denke: Ja, klar Blutegel, und gleich kommt das Monster von Loch Ness. Pule also die Würmer ab. Als wir zu Hause googlen, dass es wirklich Blutegel waren, bekomme ich kurz einen Schwächeanfall und schwöre, den See nie wieder zu betreten. Betreten? Kann man einen See betreten? Also auch, wenn man nicht Jesus ist?

Gab ja noch mehr Natur. Als zum Beispiel fraumierau im Haus plötzlich „uiuiuiuiui“ … „uiuiuiuiuiui!“ quiekte. Ich dachte noch so, ein Kind schlafwandelt mal wieder und spookt so vor sich hin. War aber – laut Aussage – eine ungefähr 100 Meter große Spinne, mit fünfzig Beinen, Langhaarfrisur und leichtem Berliner Akzent. Seitdem schlafen alle nicht so gut, weil sie Elvira, so habe ich sie getauft, erwarten. Mein Vorschlag, Elvira ein Bett zu bauen, kam nicht gut an.

https://twitter.com/Denkstueck/status/792746639177945089

Die guten Nachrichten der letzten Woche: Die Küche im Haus wurde ausgemessen. Die halb Gute: vielleicht kriegen wir doch noch eine Küche vor Weihnachten. Die Schlechte: Das klappt wohl nur, wenn wir die Küche selber aufbauen. Eine ganze IKEA-Küche. Wir. Das endet dann wieder mit „Du, hier sind zwei Schrauben übrig. Meinst Du die waren zu viel?“. Und dann klappert es wieder. Und klappert und klappert.

Der Kamin ist jetzt auch da. So ein kleines Ding. Heißt auch eigentlich Ofen, glaube ich. Muss man ja alles wissen, wenn man ein Haus hat. Und dass der Ofen ein 120mm Rohranschluss hat, der Schornstein aber 150mm. Da braucht man dann eine Expansion. Andersrum wäre es eine Reduktion. Diese Hauskram ist ja eigentlich nichts für mich. Ich mache lieber so Internet und lasse jemanden mit ohne zwei linken Händen das machen.

Was ich gerne mache, ist kochen. Da kam mir wirklich recht, dass die Tochter keine Schulspeisung mehr will. Hatte ich gleich eine Ausrede, endlich einen Reiskocher anzuschaffen. Er und ich sind jetzt dicke Freunde. Reis und Wasser rein, fertiger Reis raus. Könnte ich den ganzen Tag machen. Jetzt gibt es so exotische Sachen wie Onigiri in die Schule – die muss ich nicht mal selber machen, weil die Tochter das selbst kann. Und wenn ihr das Mittagessen mal nicht schmeckt, kann ich sagen „Musst Du eben anders machen“. Wieder ein Thema, über das ich mal schreiben sollte. Erinnert mich dran, ja?

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(Pssst: Bild gestohlen bei Geborgen Wachsen. Klick aufs Bild geht zum Artikel)

Eigentlich bin ich gerade viel zu müde zum bloggen. Es ist ja eigentlich plus eine Stunde. Hier, Zeitumstellung und so. Und eben mussten wir stundenlang mit den Kindern und Freunden durch die Stadt ziehen und „Süßes oder Saures!“ rufen. Da ist mir aufgefallen, dass „trick or treat“ genau andersrum geht. Also erst die Drohung. Hat da mal jemand drüber nachgedacht? Jedenfalls bin ich erstaunt, dass man tatsächlich in Berliner Mietshäusern klingeln kann und nicht verjagt wird – und viele EinwohnerInnen vorbereitete Süßigkeitenschüsseln haben. Die Kinder kriegen dann irgendwann so einen leicht irren Blick und rennen überzuckert von einer Wohnung zur nächsten und stürmen jedes Geschäft auf der Straße. Alles wird genommen. Außer Lakritze. Wer Kindern Lakritze gibt, ist ein schlechter Mensch. Meine Meinung. Und Halloween wird diskutiert, dass es dieses Mal wirklich besonders viel sei! In der DDR sind wir auch von Wohnung zu Wohnung gezogen. Aber wir haben nach Altpapier und Flaschen gefragt, die wir zur Sammelstelle für ein bisschen Geld gebracht haben. Das klang jetzt ein wenig melodramatisch, aber ich fand das toll. Nur man stelle sich heute vor, Kinder würden klingeln und nach Pfandflaschen fragen. Ich glaube, die Polizei wäre zügig da.

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Also allein hätte ich dieses Haus ja nicht betreten und überall geklingelt.

Ansonsten geplant für diese Woche: So ein komisches Ofenrohr besorgen. Bestellt man das bei Amazon? Weiteren Sachen für die Erstlingsbox organisieren. Ich werde langsam zum Händler. Spannendes Thema, schreibe ich auch mal was zu. Die Wohnung ist nur leider mittlerweile eine Lagerhalle. Die Kinder finden es toll und spielen mit den Kartons.

Jetzt wollte ich noch kurz was drüber schreiben, wie das so ist mit der Diskussion, ob Männer jetzt auch was über Elternsachen schreiben dürfen, sollen oder man das verbreiten darf, kann, muss oder überhaupt. Aber dann ist mir aufgefallen, dass das auch lustig ist, dass da immer so wichtig rumdiskutiert wird, was vor einem Jahrhundert schon in Nichtelternblogs besprochen wurde. Ist ja auch definitiv sinnvoll, dass Männer bei Elternthemen die Klappe halten, weil sie sollen sich da ja nicht… Oh, Moment. Wie kompliziert doch manchmal alles ist.

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Kategorien: Montagspost

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Parteiloser Postprivatier.

5 Kommentare

dasnuf · 1. November 2016 um 9:36

Die Onigiri mit den schwarzen Dingsies in der Mitte bekommen eine ganz bestimmte Note wenn man sich vorher den Tweet mit der Kellerspinne genau angeschaut hat.

    leitmedium · 1. November 2016 um 10:21

    Die kleinen schwarzen Dingsies sind … äh… Schornsteinfeger. Hatte keinen anderen Papierstanzer da 🙂

Pterry · 1. November 2016 um 9:59

Bei uns gabs früher Andreastag, da sind wir auch rumgezogen, haben geklingelt und Süßigkeiten gekriegt. Nur halt ohne Verkleiden.

Elter · 1. November 2016 um 20:35

keine herbstzeit mehr ohne Halloween :[
Kommentar meiner kollegin im Vgl. zu Martini dazu:
Bad things spread faster
Passt 😉

Unser Landhaus - Natur und Tiere für die Kinder? - Geborgen Wachsen · 2. November 2016 um 7:46

[…] dort im Wald gestanden haben bis unser Mittelkind rief „Ich hab ein Einhorn gesehen!“. Mein Mann behauptet ja, es sei ein weißer Hirsch gewesen. Er wurde allerdings von der restlichen Familie überstimmt, die die Meinung des Sohns teilt: An […]

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